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faqs.org - Internet FAQ Archives

<2003-04-20> Personal Firewalls austricksen


[ Usenet FAQs | Web FAQs | Documents | RFC Index | Sex offenders ]
Archive-name: de/security/pf-austricksen
Last-modified: 2003/04/20
Posting-Frequency: monthly
URL: http://home.arcor.de/nhb/pf-austricksen.html
URL: http://home.arcor.de/nhb/pf-umgehen.txt

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1. Vorüberlegung
================

Auch wenn viele Hersteller und etliche Zeitschriften Personal
Firewalls als Rundumschutz gegen Hacker und Trojanische Pferde
verkaufen, sollten wir uns mal ein paar Aspekte im Detail anschauen.

Am besten fangen wir mit der Frage an, wovor dich eine Personal-
Firewall eigentlich genau schützen soll?

Im Wesentlichen werden zwei Ziele angestrebt:
- Unerwünschten Datentransfer von innen nach außen unterbinden
- Schutz vor unerwünschten Zugriffen von außen

Einige PFs (Personal Firewalls) enthalten noch einen http-Proxy
zur Filterung von Werbebannern oder Cookies.



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2. Datentransfer von innen nach außen
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Einige Beispiele aus dem realen Leben:


 2.1) "Gibt es hier irgendwo hohle Pferde?" 
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 Das Werbebanner-Einblendungsprogramm der Firma Aureate wird
 vom Setup-Programm der Wirtsanwendung kurzerhand als Netscape
 Navigator bzw. Internet Explorer Plugin installiert. Als Plugin
 kommuniziert es nicht *direkt* mit dem Internet, sondern nutzt
 die Plugin-Schnittstelle des Browser dafür.

 Dadurch umgeht es auf einfache Weise die Probleme, die sonst bei 
 einem Internetzugang über ein Netzwerk auftreten würden. Aureate 
 ist nicht nur um einiges älter als ZoneAlarm, sondern wird von 
 sehr vielen Freeware/Shareware-Programmen wie zum Beispiel von 
 GoZilla und WebCopier verwendet. 

 Anscheinend greifen neuere Versionen des Werbeflächen-Tools
 über die Wirtsanwendung auf das Internet zu, sofern es sich bei
 diesen Programmen um "Internet-Software" handelt.
 Suchstichwörter: advert.dll, Radiate


 2.2) Ohne viel Aufwand
 ----------------------
 Ich habe bei einem Bekannten vor einiger Zeit im Temp-Verzeichnis 
 eine HTML-Datei gefunden, die ein paar Bilder aus dem Internet lädt.
 Die Bild-URLs waren dabei ganz besonders aufgebaut: Einige bestanden
 unter anderem aus den Dateinamen, die man unter {Start | Dokumente}
 findet.

 Der Realplayer kommuniziert übrigens auf diese Weise unter Umgehung
 der Firewall mit dem Internet:

 C:\WINDOWS\TEMP\RN7080.htm
 |<HEAD>
 |<META HTTP-EQUIV="refresh" CONTENT="0;URL=http://presets6.real
 |.com/sitesmenu/rphurl.html?xx00xx00x0X0xxx00xXxxxx0x0xxxxxxxXx
 |xxxxxxxx0xxxxxx0xx0xxxxxxXxxxx0x00xx0x0xx00xxx0xxxxx0X0X0x0X0x
 |xx0X0xxx0X0000xx0xxx0X0xxx0X0xxx0X0X0x0X0Xxx00xxxxxXxxx0xx0x0x
 |xx0xx0x00xxxxX00xxXx0xXxxxx0xxXx0X0X0x0x00x00x0Xxxx">
 |</HEAD>

 0, X, x repräsentieren Zahlen, Großbuchstaben und Kleinbuchstaben

 Besonders heimtückisch ist hierbei, dass ZA vorher die "normale"
 Kommunikation (Update-Suche?) erkannt und unterbunden hat.


 2.3) Namen sind Schall und Rauch
 --------------------------------
 ... und dann fragte die Firewall:
 |Do you want Microsoft Internet Explorer to access the internet?
 |Do you want Netscape Navigator to access the internet?
 |Do you want Microsoft Windows 95 to access the internet?
 |Do you want DFÜ-Netzwerk to access the internet?
 |Do you want Zone Alarm to access the internet?

 Vernünftig programmierte Spyware wird sich selbst ja kaum
 als "The ultimative hacking tool" in Windows anmelden.

 Wenn man bei der Erzeugung einer .exe-Datei in die Versions-
 Informationen als Company "Microsoft Corporation" schreibt,
 stuft die Norton Personal Firewall alle Verbindungsversuche
 dieses Programms als "Low Risk" ein ("Trusted Company").


 2.4) Domainnamen mit privaten Informationen
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 Einige Personal Firewalls wie zum Beispiel NPF lassen DNS-Anfragen
 zur Namensauflösung in IP-Adressen ohne Rückfrage zu. Eine DNS-
 Anfrage läuft technisch idR. so ab, dass der gesamte Domain-Name 
 zum Beispiel www.arcor.de an den DNS-Server des Zugangsproviders
 übermittelt wird. Dieser zerlegt den Namen von hinten nach vorne
 in seine Bestandteile und fragt sich ausgehend von den Root-Servern
 solange durch, bis er den zuständigen Server gefunden hat.

 Wenn man selbst einen DNS-Server für eine Sub-Domain betreibt,
 bekommt man also alle Anfragen, die auf dieser Subdomain enden:
 kuendigung-maier.doc.recent-documents.customer-102321.example.com


 2.5) Ab durch die Mitte
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 Protokoll-Tunnel (Verallgemeinerung von 1.): zum Beispiel IP over 
 E-Mail oder http. Für einen http-Proxy [1] sieht das wie eine ganz
 normale Web-Seiten-Anforderung aus. Theoretisch kann man jedes 
 Protokoll über jedes andere tunneln, solange man Einfluss auf 
 eine entsprechende Gegenstelle hat. Bei DNS-Abfragen zum Beispiel
 geht das auch über "viele Ecken". 

 [1] Proxys verstehen im Gegensatz zu Packetfiltern das jeweilige
 Protokoll und sind trotzdem gegen Tunnel (fast) machtlos, da sich
 diese auf Protokollebene korrekt verhalten und lediglich uner-
 wünschte Inhalte transportieren.


 2.6) Manipulation von Webinhalten
 ---------------------------------
 Wenn von der Manipulation von Webseiten die Rede ist, bezieht sich
 das häufig auf Namesverwechselungen, gekaperte Webserver, falsche
 DNS-Einträge und evtl. übernommene Router. Es gibt aber noch einen
 ganz anderen Ort, an dem die Webseiten manipuliert werden können:
 Der lokale Client. Eines dieser Programme ist Gator. Es analysiert
 die Surf-Gewohnheiten des Users und erzeugt entsprechende Werbe-
 einblendungen auf fremden Webseiten. Außerdem wertet es die
 Eingaben in Suchmaschinen aus und platziert auf den Ergebnis-
 seiten zusätzliche Werbelinks. 

 Wenn man einen Schritt weiter denkt, landet man bei der lokalen
 Manipulation von Online-Banking-Sessions trotzt verschlüsselter 
 Kommunikation über das Netz. Die PF sieht dabei nur den Browser,
 der mit einem Webserver regelkonform kommuniziert.


 2.7) An der PF vorbei
 ---------------------
 Jedes Programm hat unter Windows 9x die Zugriffsrechte auf der
 selben Ebene wie die PF mit dem Netzwerk zu kommunizieren
 (also nebenher).  Unter Windows NT (2000, XP) gilt das Gleiche,
 wenn man sich als "Administrator" angemeldet hat; z.B. um Soft-
 ware im guten Glauben zu installieren.

 Die Würmer Happy99 und Hybris kommen dem recht nah, in dem sie die 
 WSock32.dll ersetzen. Mittlerweile gibt es auch einen Proof-Of-
 Concept: http://www.securityfocus.com/archive/1/244026 (Englisch)


 2.8) Angriffe auf die PF selbst
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 Seit einiger Zeit gibt es die ersten bösen Programme [tm], die
 Desktop-Firewalls einfach beenden:

 http://www.rz.tu-ilmenau.de/~traenk/zaweg.htm
 http://de.geocities.com/pseueq/y3k.htm

 Außerdem kann man viele Desktop-Firewalls durch ähnlich aussehende
 Programme ersetzen, indem man im simpelsten Fall den Treiber-Aufruf 
 in der Registry löscht und den Aufruf des User-Frontends mit dem
 Dateinamen eines entsprechend präparierten Programmes überschreibt.

 Fast schon ein alter Hut ist dagegen das automatische Einfügen von
 neuen Regeln, da bei den meisten PFs normale Benutzerrechte dafür
 völlig ausreichen:
 http://www.heise.de/newsticker/data/pab-18.05.01-001
 http://www.heise.de/newsticker/data/pab-01.10.02-000
 http://my-forum.netfirms.com/zone/zcode.htm (bestätigt "Yes-Button")


 2.9) Und was dann noch übrig bleibt
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 Und zum Schluss sind da noch die bösen Programme, die überhaupt
 nicht mit dem Internet kommunizieren. z.B.: Ein Trojanisches Pferd,
 das angeblich ein Virenscanner ist (und auch wirklich andere Viren
 findet) allerdings zusätzlich Zifferndreher in Excel-Tabellen
 verursacht. Oder das böse Programm ersetzt die Telefonnummer, 
 die an das Modem bzw. die ISDN-Karte gesendet wird, durch eine
 0190/0900-Nummer. Und hin und wieder kommt es auch in der heutigen
 Zeit noch vor, dass Datentransfer auf dem klassischen Wege über
 Wechseldatenträger (Diskette, CDs/DVDs, USB-Sticks) erfolgt.


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3. Zugriffsmöglichkeiten von außen
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Von außen gibt es grob gesagt drei Möglichkeiten, Zugriff auf
dein System zu erlangen:


 3.1 Fehlkonfigurationen
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 Eine Fehlkonfiguration, bei der zum Beispiel die Datei- und
 Druckerfreigabe nicht nur an die lokale Netzwerkkarte, sondern
 auch an das Internet-Interface gebunden ist. (Bei diesem Beispiel
 sind Personal-Firewalls recht erfolgreich). Der Aufwand einer
 vernünftigen Konfiguration lohnt sich trotzdem: Eine Übersicht
 über Konfigurationsanleitungen für die gängigen Betriebssysteme 
 befindet sich in der dcsm-FAQ:
 http://www.stud.tu-ilmenau.de/~traenk/dcsm.htm#Konfiguration
 

 Viele Fehlkonfigurationen spielen sich auch auf Anwendungs-
 ebene ab; zum Beispiel im Browser oder Mailprogramm. Leider sind
 solche Geschichten (z.B. automatisches Starten von Programmen)
 häufig die Standard-Einstellung, die man erst mehr oder weniger
 mühsam ändern muss. 

 Hier sieht es mit dem Schutz durch PFs sehr schlecht aus, 
 da die PF nicht mitbekommt, wenn ein Programm ungewollt Daten 
 verändert oder löscht. Und wenn das Mailprogramm plötzlich Mails 
 senden will, dann wird die PF es nicht davon abhalten.



 3.2 Bugs
 --------
 Die zweite große Möglichkeit besteht in der Ausnutzung von Bugs.
 Ein häufiges Angriffsszenario entsteht, wenn ein Programm die 
 Länge eines Speicherbereiches beim Kopieren/Einlesen nicht prüft
 und über das Ende seines Puffers hinausschreibt. 

 Wenn in einer der dahinterliegenden Speicherzellen ein Verweis
 auf eine Speicheradresse mit Programmcode liegt (Rücksprung-
 adresse bei Funktionen), dann kann diese überschrieben werden.
 Im simpelsten Fall steht dann dort Müll und es gibt einen
 "Fehler in Anwendungsprogramm". Mit etwas Mühe ist es in dieser
 Situation häufig möglich, in die eigenen Daten zu springen,
 die in Wirklichkeit Programm-Anweisungen in Maschinensprache sind.

 Technische Hintergrundinformationen dazu: 
 "Smashing The Stack For Fun And Profit" (Englisch)
 http://www.phrack.org/phrack/49/P49-14
 oder ein deutscher Text: http://www.heise.de/ct/01/23/216/ 

 Eine Personal Firewall könnte theoretisch solche "zu langen" 
 Daten erkennen und abfangen. Das geht allerdings nur, wenn 
 sie weiß, wonach sie suchen muss. Bevor die Personal Firewall-
 Hersteller ihre Programme angepasst haben, hat MS
 (bzw. die Hersteller des fehlerhaften Programms) idR. ihre
 Sicherheitspatches schon längst veröffentlicht. 

 Da solche Fehler auch immer mal wieder in Personal Firewalls
 gefunden werden, kann der vermeintliche Schutz das Loch auch
 erst aufreißen: 
 http://cert.uni-stuttgart.de/ticker/article.php?mid=888



 3.3 "böse Programme"
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 Zu guter Letzt könntest du noch eine Fernwartungssoftware
 oder ein anderes böses Programm [tm] gestartet haben; wahr-
 scheinlich im Glauben ein nützliches Programm zu installieren.
 Allerdings machte es neben den bunten Effekten auf der Webseite
 (ActiveX) im Hintergrund noch andere Sachen. Oder die Mail von 
 deinem Bekannten ist in Wirklichkeit von dem Wurm verschickt
 worden, den er im gleichen Irrglauben gestartet hat. 

 Dagegen sind PF ebenfalls machtlos:
 Es befindet sich in diesem Fall bereits ein Programm auf deinem
 Rechner, das die PF so verändern kann, dass sie Verbindungs-
 aufbauten von außen ohne Rückfrage annehmen.  Oder noch leichter:
 Es baut selbst eine Verbindung nach außen auf und holt sich seine
 Befehle ab. (Damit fällt es in den ersten Abschnitt.)


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4. Weiterführende Informationen
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de.comp.security.firewall FAQ von Lutz Donnerhacke:
http://www.iks-jena.de/mitarb/lutz/usenet/Firewall.html

Die "Zonealarm-FAQ" von Utz Pflock enthält einige Infor-
mationen darüber, wie man als Privatanwender einen Kompromiss
zwischen Funktionalität und angestrebter Sicherheit erreichen
kann. http://www.pflock.de/computer/za_faq.htm

Situationen, die einige PFs als "Angriff" fehlinterpretieren (engl.):
http://www.dslreports.com/forum/remark,2169468~root=security,1~mode=flat

http://www.rz.tu-ilmenau.de/~traenk/dcsm.htm
http://www.team-cauchy.de/personal/
http://www.bauercomputer.de/Technik/spyware.htm
http://www.fefe.de/pffaq/halbesicherheit.txt
http://www.samspade.org/d/persfire.html (Englisch)

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5. Schlussüberlegung
====================

Desktop-Firewalls können für den Fall als Sicherheitsnetz dienen,
dass man die "Datei- und Druckerfreigabe" falsch konfiguriert hat
oder sich in der Vertrauens-Einschätzung eines sehr schlampig
programmierten bösen Programmes vertan hat.

Dieses Netz ist allerdings sehr weitmaschig, so dass man sich darauf
*nicht* verlassen kann. Daraus ergibt sich eine nicht zu unter-
schätzende neue Gefahr: Viele Leute werden mit dem Wissen, eine
PF und einen Virenscanner zu haben, ausnahmsweise ein einziges Mal
ein nicht vertrauenswürdiges Programm starten,...

Zu guter Letzt handelt es sich bei Personal-Firewalls (von
ipchains/iptables mal abgesehen) meist um closed-source Produkte,
bei denen sich wieder die Vertrauensfrage stellt. Die einer PF
zur Verfügung stehenden Daten sind marketingtechnisch sicherlich
nicht uninteressant.

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Last Update March 27 2014 @ 02:11 PM