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faqs.org - Internet FAQ Archives

de.sci.theologie-FAQ: Fragen und Antworten zur Theologie


[ Usenet FAQs | Web FAQs | Documents | RFC Index | Forum archive ]
Posting-Frequency: monthly
Archive-Name: de-sci-theologie/faq
Last-modified: 13. Feb. 1999
URL: http://www.christkath.ch/usenet/dst-faq.htm

See reader questions & answers on this topic! - Help others by sharing your knowledge
[Hinweis: ich habe es diesmal mit einer neuen Methode versucht, die
Textversion aus der HTML-Version zu generieren. Fehler, die dabei
aufgetreten sind, bitte ich zu entschuldigen.]


        H�ufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ)
              der Newsgruppe de.sci.theologie


-===0 Vorbemerkungen===-
 

-==0.1 Einleitung==-
 
Diese FAQ (Frequently Asked Questions) wird in der Newsgruppe
de.sci.theologiezur Diskussion gestellt. Verbesserungsvorschl�ge
k�nnen in der Newsgruppe diskutiert oder per Mail an mich (Adrian
Suter, dst-faq@christkath.ch)geschickt werden. Eine HTML-Version ist
zug�nglich unter http://www.christkath.ch/usenet/dst-faq.htm
 
Dies ist Version 1.2, aber sie bleibt dauerhaft "under construction".
Ich habe versucht, m�glichst viele der in der bisherigen Diskussion
gemachten Vorschl�ge in der einen oder anderen Form zu
ber�cksichtigen.
 
Diese FAQ begann ganz harmlos, als ich pragmatisch einige Fragen
zusammenfasste, die innerhalb des einen Jahres, da ich
de.sci.theologie mitgelesen hatte, regelm�ssig aufgetaucht waren. Ich
und andere hatten sie ebenso regelm�ssig beantwortet, waren aber mit
diesem Zustand unzufrieden. So ergriff ich die Initiative, sammelte
einige dieser Fragen und postete sie nach de.sci.theologie. Es gab
eine ganze Reihe von Vorschl�gen, was man auch noch aufnehmen k�nnte,
eine systematische Gliederung wurde diskutiert und damit ein gewisser
Grad an Vollst�ndigkeit angestrebt.


-==0.2 An wen richtet sich diese FAQ?==-
 
Die FAQ richtet sich vor allem an Nicht-Theologen und
Studienanf�nger, die sich f�r theologische Diskussionen in
de.sci.theologie interessieren. Aber auch fortgeschrittene Semester
und ausstudierte Theologinnen und Theologen sollten sie einmal lesen,
wenn sie neu in die Newsgruppe de.sci.theologie kommen.


-==0.3 Was ist der Status dieser FAQ?==-
 
Die FAQ nimmt weder f�r sich in Anspruch, den allgemeinen Konsens in
de.sci.theologie abzubilden, noch, endg�ltige Antworten auf
theologische Fragen zu geben. Dies ist schon deshalb nicht m�glich,
weil es praktisch keine unumstrittenen Antworten auf theologische
Fragen gibt.
 
Es ist nicht zu vermeiden, dass die pers�nliche theologische Meinung
von mir, Adrian Suter, dem FAQ-Schreiber, in den Antworten eine Rolle
spielt. Ich habe aber versucht, bei umstrittenen Fragen verschiedene
Standpunkte zu nennen und wenn m�glich einen gemeinsamen Nenner
herauszuarbeiten. Die Tatsache, dass die in der FAQ gegebene Antwort
nicht die einzig m�gliche ist, wird im folgenden vorausgesetzt und
nicht bei jeder Frage wiederholt.
 
Schliesslich ist auch zu sagen, dass die Art des Theologie-Treibens
nicht nur in den verschiedenen Konfessionen, sondern auch in den
verschiedenen Kulturkreisen unterschiedlich ist. Diese FAQ ist von
der Theologie, wie sie im deutschen Sprachraum gepflegt wird, gepr�gt
- was f�r die FAQ einer deutschsprachigen Gruppe ja auch angemessen
ist. Es ist aber beim Lesen immer zu bedenken, dass dies die
Antworten, die diese FAQ gibt, auch relativiert.


-==0.4 Inhalts�bersicht==-
 
Die FAQ behandelt folgende Themen:
 
0 Vorbemerkungen
 
0.1 Einleitung
0.2 An wen richtet sich diese FAQ?
0.3 Was ist der Status dieser FAQ?
0.4 Inhalts�bersicht
 
1 Die Newsgruppe de.sci.theologie
 
1.1 Wozu dient die Gruppe de.sci.theologie?
1.2 Was kann ich in dieser Gruppe fragen oder diskutieren?
1.3 Warum sind so wenig Theologinnen und Theologen hier?
1.4 Muss man religi�s sein, um der Gruppe zu schreiben?
1.5 Wie kommt Theologie eigentlich zu den wissenschaftlichen
Newsgroups?
1.6 Was f�r andere Gruppen und Foren gibt es zu Religion und
Theologie?
1.7 Was geh�rt eher in eine andere Gruppe?
1.8 So lange Gruppennamen... Gibt es keine Abk�rzungen?
 
2 Die Wissenschaftlichkeit von Theologie
 
2.1 Wohin geh�rt die Theologie im Kanon der Wissenschaften?
2.2 Verliert die Theologie nicht ihre Wissenschaftlichkeit, weil sie
die Existenz Gottes nicht beweisen kann?
2.3 Geht die Theologie mit wissenschaflichen Methoden vor?
2.4 Wird die Theologie nicht von ausserwissenschaftlichen Faktoren
massiv beeinflusst und damit entwissenschaftlicht?
2.5 K�nnten nicht viele Fragestellungen der Theologie durch andere
Wissenschaften abgedeckt werden?
2.6 Wie ist das mit den sogenannten Gottesbeweisen zu verstehen?
2.7 Setzt Theologie nicht den Glauben voraus?
2.8 Muss ich den Verstand abgeben, wenn ich mich mit Theologie
besch�ftigen will?
 
3 Theologische Teilf�cher und Hilfswissenschaften
 
3.1 Kann mir jemand eine grobe �bersicht �ber die Teilf�cher der
Theologie geben?
3.2 Biblische Theologie des Alten und Neuen Testaments
3.3 Historische Theologie
3.4 Systematische Theologie
3.5 Praktische Theologie
3.6 �kumenische Theologie
3.7 Hilfs- und Lehnwissenschaften
3.8 Wo bleibt die Feministische Theologie?
3.9 Integrative Ans�tze
 
4 Die Bibel in Theologie und Glauben
 
4.1 Christen glauben doch an die Bibel. Also m�ssen Christen auch
glauben, dass...
4.2 Was hat es mit der sogenannten Kanonfrage auf sich?
4.3 Haben die biblischen Autoren einander oder von ausserbiblischen
Schriften abgeschrieben?
4.4 Und wer hat denn nun von wem abgeschrieben?
4.5 Was sagen verantwortungsvolle Christen heute zu Kreuzz�gen,
Inquisition, Hexenverfolgungen etc.?
4.6 Aber da gibt es doch auch heute noch Regionen, wo sich die
Menschen im Namen Gottes bek�mpfen, und Christen sind ebenfalls
beteiligt: Bosnien, Nordirland, Zypern...
4.7 Warum beten die Katholiken eigentlich Maria an, wo es doch gem�ss
der Bibel nur einen Gott gibt und ihm allein Anbetung geb�hrt?
 
5 Literatursuche
 
5.1 Kann mir jemand in der Newsgroup bei der Suche nach theologischer
Literatur helfen?
5.2 Was muss ich beachten, um eine brauchbare Antwort zu bekommen?
5.3 Was sind denn die �blichen Hilfsmittel?
5.4 Wie finde ich Literatur zu bestimmten Bibelstellen?
5.5 Wie stelle ich sicher, alle Literatur zu einem bestimmten Thema
zu finden?
5.6 Gibt es auch Suchmittel oder besonders interessante
Einstiegspunkte im Internet?
 
6 Theology in a nutshell oder: theologische Grundbegriffe, kurz
erkl�rt
 
6.1 Gott
6.2 Theologie
6.3 Glaube
6.4 Kirche 6.5 Rechtfertigung
 
7 Schlussbemerkungen
7.1 Credits
7.2 Wo ist diese FAQ �berall zu finden?


-===1 Die Newsgruppe de.sci.theologie===-

-==1.1 Wozu dient die Gruppe de.sci.theologie?==-
 
Dar�ber gibt wie bei allen Newsgruppen die Charta der Gruppe
Auskunft. Sie lautet:
 
"Die Gruppe dient dem Informationsaustausch zu theologischen und
religionswissenschaftlichen Fragen. Die Gruppe ist nicht
konfessionell und/oder religi�s gebunden. Jeder, der sich auf einem
gewissen Niveau zu religionswissenschaftlichen und theologischen
Themen �u�ern m�chte, soll hier Gelegenheit dazu haben. Zur
Sicherstellung dieses Niveaus wird Usenet-typisch auf Killfiles
zur�ckgegriffen. 8)
 
Themen:
Diskussionen und Informationen zu
aktuellen religionswissenschaftlichen und theologischen Fragen und
Problemen,
Texten (aller Religionen und Konfessionen), die wissenschaftlich
relevant sind,
�kumene und
Religionswissenschaftler/-in und Theologin/Theologe als Beruf."


-==1.2 Was kann ich in dieser Gruppe fragen oder diskutieren?==-
 
Der grunds�tzliche Rahmen ergibt aus der unter 1.1 zitierten Charta.
Die Aussage �ber das Niveau sollte dich nicht abschrecken, oft sind
es die einfachen, elementaren Fragen die in der Theologie einen sehr
hohen Stellenwert haben. "Auf einem gewissen Niveau" wendet sich vor
allem gegen fundamentalistisch-missionarisches Auftreten einerseits,
anti-religi�se Propaganda andererseits, sofern diese mit primitiven
Argumenten vorgebracht wird.
 
Die in der Charta genannten Schwerpunkte sind keine abschliessende
Liste, sondern nur Haltepunkte. Wenn dich ein religi�ses Thema
wirklich interessiert, ist es allemal den Versuch wert, in der Gruppe
einen Artikel zu hinterlegen. Schlimmstenfalls wird man dir bedeuten,
dass es in eine andere Gruppe geh�rt.
 
Wir weisen auch darauf hin, dass keineswegs nur *christliche*
Theologie Thema dieser Gruppe ist. Postings zu Themen aus dem Bereich
Religionswissenschaft sind on-topic und ausdr�cklich erw�nscht.


-==1.3 Warum sind so wenig Theologinnen und Theologen hier?==-
 
Das fragen wir uns manchmal auch. Es ist ein Dauerproblem hier. Es
gibt wahrscheinlich eine ganze Reihe von Theologinnen und Theologen,
die nur lesen und kaum je schreiben, vielleicht, weil sie f�rchten,
Opfer sp�ttischer Bemerkungen zu werden, die es hier immer wieder
gibt. Du wirst aber (hoffentlich) feststellen k�nnen, dass, wenn Du
ein theologisches Thema anschneidest, sich durchaus kompetente Leute
auf eine Diskussion einlassen. Nur beginnen tut sie selten einer.


-==1.4 Muss man religi�s sein, um der Gruppe zu schreiben?==-
 
Nein, diese Gruppe ist auch f�r Nicht-Religi�se offen. Solange sie
versuchen, sich kompetent und sachlich zu einem theologischen oder
religionswissenschaftlichen Thema zu �ussern, ist nichts dagegen
einzuwenden, dass auch Atheisten hier posten. Eine Newsgruppe ist
nicht dazu da, dass sich Gleichgesinnte gegenseitig auf die Schulter
klopfen. Andererseits geh�ren manche Postings, die von Atheisten hier
gepostet werden, eher in andere Gruppen (siehe 1.7).


-==1.5 Wie kommt Theologie eigentlich zu den wissenschaftlichen
Newsgroups?==-
 
Thomas Roessler schreibt in den "Erl�uterungen zur Einrichtung neuer
Gruppen in de.*":
 *
"de.sci
 
ist den Wissenschaften gewidmet, wobei bei der Einrichtung neuer
Gruppen in dieser Hierarchie immer wieder Streit aufkommt, was denn
�berhaupt eine Wissenschaft sei. In der Praxis scheint sich bisher
die Meinung durchgesetzt zu haben, da� die Lehrpl�ne von
Universit�ten im deutschsprachigen Raum einen ganz guten �berblick
bieten."
* 
Selbstverst�ndlich l�sst sich daraus kein Anrecht f�r eine Newsgruppe
unter de.sci.* ableiten. Im Einzelfall entscheidet, ob die Gruppe in
einer Abstimmung (Call for Votes) die n�tige qualifizierte Mehrheit
erreicht. Bei de.sci.theologie war dies der Fall. Der alternative
Name de.sci.religion wurde in der gleichen Abstimmung abgelehnt.
 
Zur Frage der Wissenschaftlichkeit der Theologie siehe unter 2.


-==1.6 Was f�r andere Gruppen und Foren gibt es zu Religion und
Theologie?==-
 
In de.* ist die Hierarchie de.soc.weltanschauung.* zu nennen, f�r
christliche Theologie vor allem die Gruppe
de.soc.weltantschauung.christentum. Die �brigen Gruppen jener
Hierarchie sind de.soc.weltanschauung.buddhismus,
de.soc.weltanschauung.scientologyund de.soc.weltanschauung.misc.
Crosspostings in de.sci.theologie und eine Gruppe aus
de.soc.weltanschauung.* werden im allgemeinen nicht gern gesehen.
Falls ein Crossposting gemacht wird, sollte (wie im Usenet allgemein
�blich) der Followup-To-Header auf eine einzige Gruppe gesetzt werden.
 
In anderen deutschsprachigen Hierarchien ist auf
z-netz.forum.religionund die Hierarchie cl.religionen.* hinzuweisen.
Crosspostings �ber mehrere Hierarchien sind von vielen unerw�nscht
und f�hren immer wieder zu unerfreulichen Meta-Diskussionen.
 
Wer Englisch spricht, findet eine F�lle von weiteren Newsgruppen in
den Big8 und anderen internationalen Hierarchien: soc.religion.* ist
an erster Stelle zu nennen. Auch eine Hierarchie talk.religion.*
existiert. Ausserdem alt.christnet.* und alt.religion.*, wobei bei
der Ernsthaftigkeit mancher der Gruppen gewisse Zweifel angebracht
sind.
 
Eine �bersicht �ber Kirche und Theologie im Usenet findest Du unter
http://www.christkath.ch/usenet


-==1.7 Was geh�rt eher in eine andere Gruppe?==-
 
Es ist nicht immer einfach abzugrenzen, was nach de.sci.theologie und
was nach de.soc.weltanschauung.christentum geh�rt. Eine Faustregel
sind die Hierarchien sci und soc, in denen die Gruppen untergebracht
sind: wenn eher akademisch-intellektuell diskutiert werden soll, ist
de.sci.theologieangebracht. Wenn mehr die Glaubens�berzeugung oder
die gesellschaftliche Rolle der Religion im Vordergrund steht, ist
de.soc.weltanschauung.christentumdie erste Wahl. Dies gilt
insbesondere f�r Grundsatzdiskussionen, in denen es darum geht, die
Existenz Gottes oder die Daseinsberechtigung des Christentums zu
diskutieren. Die Charta von de.soc.weltanschauung.christentum sagt
n�mlich ausdr�cklich: "Insbesondere soll die Diskussion zwischen
Atheisten und Christen in dieser Gruppe stattfinden."
 
Gelegentlich verirren sich auch Postings nach de.sci.theologie, die
(falls irgendwo) in de.alt.flameam Platz w�ren, etwa von der Art:
Religion ist Krankheit, Christen leiden alle an Wahn, sie sind alle
Hexenverbrenner und Schwulenm�rder, und die Theologen sind einfach zu
dumm, um zu erkennen, dass Religion, Christentum und Theologie
offensichtlicher Unsinn ist. Hier ist das beste, die Ausf�lligkeit zu
ignorieren, auch wenn dies selbst alteingesessenen Leserinnen und
Lesern von de.sci.theologie mitunter schwer f�llt.


-==1.8 So lange Gruppennamen... Gibt es keine Abk�rzungen?==-
 
Im Usenet werden Gruppennamen oft mit den Anfangsbuchstaben der
Segmente abgek�rzt, also d.s.t f�r de.sci.theologie. Ganz faule Leute
lassen die Punkte weg und schreiben dst. Eine ganze Hierarchie wird
mit einem Stern * oder mit ALL abgek�rzt. Nicht jede Abk�rzung
bezieht sich eindeutig auf eine Gruppe, aber meist macht der Kontext
klar, welche gemeint ist. Weisst Du jetzt, worauf sich zum Beispiel
mit d.s.w.ALL bezieht?


-===2. Die Wissenschaftlichkeit von Theologie===-

-==2.1 Wohin geh�rt die Theologie im Kanon der Wissenschaften?==-
 
Manche z�hlen sie mit Philosophie, Sprachwissenschaften und
Geschichtswissenschaften zu den Geisteswissenschaften. Andere sehen
sie zusammen mit Medizin und Rechtswissenschaft als eine "integrative
Wissenschaft" an. Manche sind der Meinung, sie sei bei den
Wissenschaften �berall fehl am Platz.
 
Die Frage der Wissenschaftlichkeit der Theologie ist etwas, das in
d.s.t mit sch�ner Regelm�ssigkeit diskutiert wird. Eigentlich geh�rt
das Thema eher nach de.sci.sci-theorie. Die Frage der
Wissenschaftlichkeit betrifft zwar die Grundlagen und Voraussetzungen
der Theologie und ist daher Thema innerhalb der Fundamentaltheologie.
Um die Wissenschaftlichkeit zu beurteilen, sind aber bestimmte
Kriterien und Standards f�r Wissenschaftlichkeit n�tig, und diese
Diskussion geh�rt eindeutig nach de.sci.sci-theorie.
 
Es geht hier nicht darum, das komplexe Thema der Wissenschaftlichkeit
�berhaupt und der Theologie im besonderen ersch�pfend auszuleuchten.
Leider werden aber immer wieder eher einfache Vorw�rfe gegen die
Theologie erhoben, von denen hier gezeigt werden soll, dass sie nciht
greifen. Die Frage ist komplexer, und die Frage der
Wissenschaftlichkeit der Theologie ist mit den folgenden �berlegungen
weder in die eine noch in die andere Richtung entschieden. Hier nun
aber die h�ufig erhobenen einfachen Vorw�rfe:
 
Theologie kann nicht beweisen, dass ihr Gegenstand (Gott) existiert
(2.2).
 
Theologie geht nicht mit wissenschaftlichen Methoden vor (2.3).
 
Theologische Erkenntnisse werden durch ausserwissenschaftliche
Faktoren (Glauben, Kirche) verf�lscht (2.4).
 
Jene Bereiche der Theologie, die noch halbwegs wissenchaftlich sind,
werden von anderen Disziplinen bereits abgedeckt (2.5).


-==2.2 Verliert die Theologie nicht ihre Wissenschaftlichkeit, weil
sie die Existenz Gottes nicht beweisen kann?==-
 
Es stimmt, die Theologie kann nicht beweisen, dass Gott existiert.
Andererseits: auch andere Wissenschaften k�nnen nicht beweisen, dass
das, was sie untersuchen, wirklich existiert und nicht Einbildung
ist. Das Kriterium "Beweisbarkeit der Voraussetzungen" f�r
"Wissenschaftlichkeit" ist in seiner Brauchbarkeit sehr umstritten.


-==2.3 Geht die Theologie mit wissenschaftlichen Methoden vor?==-
 
Theologie ben�tzt unter anderem historische und linguistische
Methoden. Wenn der Theologie _wegen ihrer Methoden_
Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen wird, muss man _entweder_ auch der
Geschichtswissenschaft und der Sprachwissenschaft die
Wissenschaftlichkeit absprechen _oder aber_ pr�zise benennen, welches
denn die unwissenschaftlichen Methoden der Theologie seien.
 
Den ersten Weg gehen Theologiekritiker, die in der Tradition von Sir
Karl Popper Falsifizierbarkeit zum Kriterium f�r Wissenschaftlichkeit
erheben. Gem�ss diesem Kriterium k�nnen nur Naturwissenschaften und
allenfalls noch einzelne empirische Gesellschaftswissenschaften
�berhaupt als Wissenschaften gelten. Aufgrund inh�renter
philosophischer Schwierigkeiten (das falsifizierende Ereignis ist
seinerseits fallibel) ist das Abgrenzungskriterium Poppers sehr
umstritten.
 
Wer hingegen den zweiten Weg geht und den Finger punktuell auf
methodisch fragw�rdiges Vorgehen bei Theologen legt, erweist damit
der Theologie einen Dienst. Er gibt ihr die Chance, dieses Vorgehen
zu korrigieren. Solange sich dabei nicht herausstellt, dass die
entsprechende Methode nicht notwendigerweise zu _jeder_ theologischen
Forschung geh�rt, vermag ein solch punktuelles Infragestellen der
theologischen Methoden nicht die Wissenschaftlichkeit des
Gesamtgebietes zu gef�hrden.


-==2.4 Wird die Theologie nicht von ausserwissenschaftlichen Faktoren
massiv beeinflusst und damit entwissenschaftlicht?==-
 
Der Wissenschaftsbetrieb wird immer durch ausserwissenschaftliche
Faktoren beeinflusst, nicht nur in der Theologie. Dies kann geschehen
durch das Pers�nlichkeitsprofil derer, die Wissenschaft betreiben
(Geltungsdrang, Autorit�tsgl�ubigkeit, Geldgier etc.), aber auch
durch die Politik (Gew�hrung oder Verweigerung von
Forschungskrediten). Der Einfluss der kirchlichen Hierarchie auf die
Theologie, vor allem, was Lehrstuhlbesetzungen angeht, kann sich
tats�chlich auch auf die inhaltlichen Bereich der theologischen
Arbeit auswirken. Dies ist aber nicht mehr als ein Spezialfall eines
externen Faktors, wie sie in allen Wissenschaften existieren. Der
Einfluss von ausserwissenschaftlichen Gegebenheiten auf die Theologie
ist nicht grundlegend anders als in anderen Wissenschaftsgebieten.
 
Davon abgesehen ist eine Kriterium f�r Wissenschaft, in das bereits
Begriffe wie "wissenschaftsfremde Faktoren" eingehen, zirkul�r und
h�chst ungl�cklich.


-==2.5 K�nnten nicht viele Fragestellungen der Theologie durch andere
Wissenschaften abgedeckt werden?==-
 
Doch. Vielleicht sogar alle, das ist umstritten. Dies spricht daf�r,
die Theologie als integrative Wissenschaft zu sehen, die verschiedene
Ans�tze aus der Geschichte, der Literaturwissenschaft, der
Religionswissenschaft, den Sozialwissenschaften und der
Religionsphilosophie aufgreift und mit einem bestimmten Fokus
untersucht. Die �berdeckung mit anderen Wissenschaften spricht nicht
gegen, sondern _f�r_ die Wissenschaftlichkeit; sie kann allenfalls in
Frage stellen, ob die Art und Weise, wie die beteiligten
Wissenschaften zusammenarbeiten oder nicht zusammenarbeiten, sinnvoll
ist.


-==2.6 Wie ist das mit den sogenannten Gottesbeweisen zu verstehen?==-
 
Es gab in der Geschichte der Philosophie und Theologie eine ganze
Reihe von Versuchen, die Existenz Gottes zu beweisen. Diese hier alle
aufzuf�hren, w�rde zu weit f�hren. Mit etwas Pragmatismus kann man
die Gottesbeweise in den folgenden Gruppen zusammenfassen.
 
*Ontologische Gottesbeweise:* Ausgangspunkt ist der Begriff Gottes
als das perfekte Wesen. Diesem Wesen muss auch Existenz zukommen,
sonst w�re es nicht perfekt, so wird argumentiert. Klassischer
Vertreter ist Anselm von Canterbury, aber auch Descartes verwendet
ein �hnliches Argumentationsmuster. Gegen diesen Beweis ist
anzuf�hren, dass "Existenz" nicht als Pr�dikat betrachtet werden muss
(und darf), das zur Vollkommenheit beitr�gt.
 
*Kosmologische Gottesbeweise:* Ausgangspunkt ist die Welt, von ihr
wird auf einen Ursprung der Welt geschlossen (ungeschaffener
Sch�pfer, unbewegter Beweger etc.), weil man sonst von einem
infiniten Regress ausgehen m�sste. Thomas von Aquin (in
aristotelischer Tradition) ist klassischer Vertreter dieser Richtung.
Gegen diese Art von Gottesbeweisen ist zu sagen, dass "Gott" eine
genauso willk�rliche Setzung ist wie die Annahme eines infiniten
Regresses. Ausserdem beweisen diese Beweise (wenn �berhaupt etwas)
noch lange nicht Gott, sondern eben einen ungeschaffenen Sch�pfer,
einen unbewegten Beweger... Von da bis zum biblischen Gott ist es
noch ein weiter Weg.
 
*Teleologische Gottesbeweise:* Der Kosmos, nach heutigem Verstaendnis
der Astronomie zunaechst unstrukturiert im Urknall entstanden, hat
eine erstaunliche Faehigkeit zur Selbstorganisation, die immer
komplexeren Strukturen erzeugt, bis
hin zum menschlichen Gehirn. Sollte man hinter dieser Faehigkeit zur
Selbstorganisation nicht einen bewussten Planer vermuten (eben einen,
der die Naturgesetze so gemacht hat, dass sich einfache Bausteine zu
immer komplexeren Gebilden formen)?
 
Nat�rlich kann man auch hier einwenden, dass ein planender Sch�pfer
eine willkuerliche Annahme sei. Genauso koenne man Zufall oder eine
noch zu findende andere Ursache als Grund dieser Faehigkeit zur
Selbstorganisation annehmen.
 
*Pascals Wette:* Blaise Pascal will nicht wasserdicht beweisen, dass
Gott existiert, aber er will zeigen, dass der vern�nftige Mensch in
jedem Fall an Gott glaubt. Wenn er an Gott glaubt, so gewinnt er das
ewige Leben, falls Gott wirklich existiert, verliert aber nichts,
wenn Gott nicht existiert. Wenn er dagegen nicht glaubt, gewinnt er
nichts, verliert aber das ewige Leben, falls Gott existiert. Dagegen
ist anzuf�hren, dass man dann - zur Sicherheit - an jeden nur
m�glichen Gott glauben muss, auch an G�tter, die einander gegenseitig
ausschliessen, und insbesondere auch an einen Gott, der nur jene
erl�st, die nicht aufgrund von �berlegungen wie diejenigen Pascals
glauben.
 
Sch�rfster Kritiker und Zerst�rer der Gottesbeweise ist Immanuel Kant
in seinem Werk "Kritik der reinen Vernunft".
 
Heute wird von fast allen Theologen akzeptiert, dass die
Gottesbeweise nicht stringente Beweiskraft besitzen und man die
Existenz Gottes nicht beweisen kann. Viele sch�tzen allerdings die
Gottes"beweise" trotzdem, nun nicht mehr als Beweise, sondern als
Indiz, dass Glaube an Gott nicht a priori unvern�nftig sein muss,
sondern vor der Vernunft verantwortet und plausibel gemacht werden
kann. Letzteres wird jedoch von Religionskritikern bestritten.


-==2.7 Setzt Theologie nicht den Glauben voraus?==-
 
Theologie als Forschungsgebiet setzt voraus, dass es Menschen gibt,
die an Gott glauben. W�rde es niemanden geben ,der an Gott glaubt, so
g�be es trivialerweise auch niemanden, der die genauere Untersuchung
dieses Gegenstandes f�r sinnvoll erachtete, und somit g�be es auch
keine Theologie. Der Glaube ist insofern Voraussetzung f�r das
Entstehen und den Fortbestand der Theologie.
 
F�r den einzelnen Theologen ist f�r die Besch�ftigung mit dem
Forschungsgegenstand "Gott" nicht a priori Glaube an die Existenz
dieses Gegenstandes vorausgesetzt. Allerdings ist die individuelle
Studienmotivation schwer vorstellbar, und das konkrete Theologisieren
steht in der Gefahr, nicht �ber die Grundlagen hinauszukommen, wenn
jemand diese Grundlagen bestreitet.
 
Andererseits ist auch der gl�ubige Theologe nicht gegen
"St�rfaktoren" immun. Dies zeigt sich vor allem dann, wenn er an
einem bestimmten Gottesbild im Glauben festh�lt, und zwar entgegen
seiner theologischen Erkenntnis.


-==2.8 Muss ich den Verstand abgeben, wenn ich mich mit Theologie
besch�ftigen will?==-
 
Bitte, tu's nicht! (Den Verstand abgeben, meine ich.) Es gibt (auch
im Usenet) immer wieder Leute, die den Verstand abgeben, wenn sie
�ber theologische Themen reden. Sie pflegen dann das, was dabei
herauskommt, als besondere Glaubensleistung anzusehen, auf die sie
stolz sind. Mit "Glaube" in einem theologischen Sinn hat das nichts
zu tun (s.u. 6.3).


-===3 Theologische Teilf�cher und Hilfswissenschaften===-

-==3.1 Kann mir jemand eine grobe �bersicht �ber die Teilf�cher der
Theologie geben?==-
 
Es gibt verschiedene Versuche, die Teilgebiete der Theologie
systematisch zu ordnen. Auch die Bezeichnungen der Teilgebiete sind
(z.T. konfessionell) unterschiedlich. Ich vertrete hier eine
Aufteilung in f�nf Teilf�cher, die ich als �bersichtlich und sinnvoll
empfinde. Andere Einteilungsm�glichkeiten sind in bei den einzelnen
F�chern genannt.
 
Die Biblische Theologie untersucht die Bibel nach verschiedenen
Gesichtspunkten. Sie ist weiter in die F�cher Altes Testament und
Neues Testament unterteilt. (3.2)
 
Die Historische Theologie untersucht die Geschichte des Christentums.
(3.3)
 
Die Systematische Theologie besch�ftigt sich mit den Glaubensinhalten
des Christentums und seinen ethischen Forderungen. (3.4)
 
Die Praktische Theologie besch�ftigt sich mit der kirchlichen Praxis,
leitet dazu an und hinterfragt sie zugleich kritisch. (3.5)
 
Die �kumenische Theologie befasst sich mit Fragen, die sich aus der
Tatsache der Existenz verschiedener Konfessionen und der weltweiten
Dimension der Kirche ergeben. (3.6)


-==3.2 Biblische Theologie des Alten und Neuen Testaments==-
 
In der Praxis handelt es sich um zwei voneinander unabh�ngige F�cher,
soweit es Studienpl�ne, Institute, Lehrst�hle und Pr�fungen angeht.
Dennoch gibt es viel, was das Fach Altes Testament und das Fach Neues
Testament gemeinsam haben. Beide befassen sich mit Teilen der Bibel,
beide lassen sich �hnlich untergliedern, beide benutzen �hnliche
Methoden.
 
Folgende Teilgebiete werden in den biblischen F�chern untersucht:
 
*Einleitungswissenschaft:* wer hat einen bestimmten Text geschrieben,
wann, wo, mit welcher Absicht, welche Quellen hat er benutzt, welche
Zus�tze oder redaktionelle Bearbeitungen hat es sp�ter gegeben...
 
*Geschichte Israels (AT):* sie benutzt das Alte Testament als
historisches Quellenmaterial, um die realgeschichtlichen Ereignisse
zu erhellen. Dazu werden weitere schriftliche Quellen aus der Umwelt
Israels, aber auch arch�ologische Funde beigezogen.
 
*Neutestamentliche Zeitgeschichte (NT):* sie unterscheidet sich nicht
nur im viel k�rzeren Zeitraum, den sie abdeckt, von der Geschichte
Israels (grob: ein Jahrhundert gegen�ber einem Jahrtausend), sondern
auch dadurch, dass die F�lle ausserbiblischer Quellentexte viel
gr�sser ist. Bei der Geschichte Israels ist das AT eine der
wichtigsten Quellen, neutestamentliche Zeitgeschichte kann man
praktisch ohne Beizug des NT schreiben.
 
*Theologie des Alten bzw. Neuen Testaments:* was ist das theologische
Grundanliegen eines Textes, welches Gottesbild steckt dahinter,
welche ethischen Anliegen vertritt er, welche Aussagen macht er �ber
theologisch wichtige Themen wie Gerechtigkeit, Gemeinschaft,
Menschenverst�ndnis, Weltbild...
 
*Hermeneutik:* wie ist der Text f�r heute zu verstehen, welche
Konsequenzen f�r den Glauben k�nnen und sollen wir daraus ziehen. In
diesen Bereich geh�rt auch die Frage, ob es eine "Mitte" des Alten
bzw. Neuen Testamentes gibt, d.h. eine Grundaussage oder
Grundeinstellung, von der her das ganze AT, das ganze NT oder sogar
die ganze Bibel verstanden werden soll; und nat�rlich, welches
gegebenenfalls diese Mitte w�re. Die Hermeneutik ist damit der
Schnittpunkt der Biblischen Theologie sowohl zur Systematischen als
auch zur Praktischen Theologie.


-==3.3 Historische Theologie==-
 
Die Historische Theologie untersucht die Geschichte des Christentums
durch die Jahrhunderte hindurch. Die praktische Untergliederung
(Institute, Lehrst�hle) orientiert sich meist an Zeitperioden
(Urchristentum, Alte Kirche, Mittelalter, Zeitalter der Reformation,
Neuzeit).
 
Die Geschichte des Urchristentums wird bisweilen dem Fachbereich
Neues Testament zugerechnet, einerseits aus praktischen Gr�nden (die
Neutestamentler wissen �ber diese Zeit eh besser Bescheid),
andererseits aus systematischen Gr�nden (das NT ist eine wichtige
Quelle f�r dieses Teilgebiet). Ich halte es in einer
Wissenschaftssystematik aber f�r sauberer, diese Periode ebenfalls in
die Historische Theologie einzugliedern.
 
Von einem systematischen Standpunkt unterscheidet man in der
Historischen Theologie folgende Teilgebiete:
 
*Kirchengeschichte:* sie behandelt die Realgeschichte des
Christentums. Sie fragt, welche Ereignisse wann und wo stattgefunden
haben, welche Leute wann wo gelebt und welche �mter bekleidet haben,
was sie mit welchen Gr�nden getan oder unterlassen haben, welche
Auswirkungen dies auf die soziologische Gr�sse "Kirche" hatte, wie
diese soziologische Gr�sse mit anderen soziologischen Gr�ssen
interagierte... kurz und gut, weniger blumig, daf�r salopp: die
Kirchengeschichte untersucht, was in der Kirche, mit ihr und durch
sie so alles passiert ist.
 
*Dogmen� und Theologiegeschichte:* sie behandelt die Ideengeschichte
des Christentums. Sie fragt, wann welcher Gedanke von wem gedacht
wurde, wer ihn dabei beeinflusst hat, welche dieser Gedanken
offiziellen Status einer Lehre der Kirche erlangten, welche Lehre
sich gegen welche andere Lehre richtete, wer wen wie interpretiert
und (miss-)verstanden hat.
 
Dass die beiden Bereiche Kirchengeschichte einerseits, Dogmen- und
Theologiegeschichte andererseits eng miteinander zusammenh�ngen,
liegt auf der Hand. Manchmal werden auch Dogmengeschichte und
Theologiegeschichte als zwei unterschiedliche Bereiche angesehen,
wobei erstere die Entwicklung der offiziellen Lehre der Kirche,
letztere die Entwicklung theologischer Lehrmeinungen untersucht. Die
Trennung erscheint mir aber dermassen k�nstlich, dass ich lieber
darauf verzichten m�chte (man nenne mir eine offizielle kirchliche
Lehre, die nie theologische Lehrmeinung war).
 
Die Historische Theologie l�sst sich aber auch
sachlich-l�ngsschnittartig untergliedern. Man kann zum Beispiel eine
Geschichte der Konzilien, eine Geschichte des M�nchtums oder eine
Geschichte der Mission schreiben. Eine sachliche Ausgliederung aus
der Alten Kirchengeschichte ist die Patrologie (Leben, Schriften und
Lehre der Kirchenv�ter, ca. bis ins 7. Jahrhundert). Sie hat sich an
vielen r�misch-katholischen Fakult�ten als eigene Teildisziplin
etablieren k�nnen und ist ein sehr sch�nes Beispiel f�r das
Ineinandergreifen von Kirchen�, Dogmen� und Theologiegeschichte.


-==3.4 Systematische Theologie==-
 
Die Systematische Theologie besch�ftigt sich mit den Glaubensinhalten
des Christentums. Sie tut dies in systematischer Weise - daher der
Name -, und nicht wie die Biblische Theologie aufgrund des zuf�lligen
Auftauchens eines Themas in einem biblischen Text.
 
In der Systematischen Theologie kann man die folgenden Teilbereiche
unterscheiden:
 
*Fundamentaltheologie* (v.a. in evangelischer Theologie auch oft:
Prolegomena der Dogmatik): Grundlagen und Voraussetzungen der
Theologie. Wie kann man �berhaupt von Gott reden, wie entsteht
theologische Erkenntnis, was ist Offenbarung, wie vertragen sich
Glaube und Vernunft... Auch diese Ausf�hrungen �ber
Wissenschaftssystematik geh�ren zu den Grundlagen und Voraussetzungen
der Theologie und damit zum Teilbereich Fundamentaltheologie.
 
*Dogmatik:* das heutige Verstehen und Ausbilden von Glaubensaussagen.
Dabei geht es nicht wie in der Fundamentaltheologie um die
Voraussetzungen, unter denen Glaubensaussagen zu machen sind, sondern
um den Inhalt der Glaubensaussagen und ihren inneren Zusammenhang:
Von Gott, von Jesus Christus, vom Heiligen Geist, Dreieinigkeit,
Sch�pfung, Inkarnation, Tod und Auferstehung, Kirche, Sakramente,
Vollendung. Eine recht gute Leitlinie f�r den Umfang des Teilgebietes
Dogmatik ist das (nic�no-konstantinopolitanische) Glaubensbekenntnis.
 
*Ethik* (v.a. in katholischer Theologie auch: Moraltheologie): das
Handeln, zu dem der Mensch, der im Glauben leben will, gerufen ist.
Die theologische Ethik deckt den gleichen Gegenstandsbereich ab wie
die philosophische Ethik, in der Individualethik das pers�nliche
Verhalten in verschiedenen Lebensbereichen, in der Sozialethik zum
Beispiel Wirtschaftsethik, Bioethik, Menschenrechte.
 
Manchmal werden in der Systematischen Theologie nur zwei Bereiche
unterschieden, indem die Fundamentaltheologie nicht als eigenes
Gebiet, sondern als Teilgebiet der Dogmatik betrachtet wird.
Andererseits wird manchmal das Kirchenrecht hier eingeordnet,
allerdings eher als Verlegenheitsl�sung, weil es sonst nirgends so
recht reinpasst. Allenfalls noch in die Praktische Theologie, und
auch dies wird gelegentlich gemacht.


-==3.5 Praktische Theologie==-
 
In der Praktischen Theologie steht die Frage nach der Praxis der
Kirche. Dazu geh�ren nat�rlich die beruflichen T�tigkeiten von
Theologinnen und Theologen in der Kirche. Es geht aber nicht um reine
Umsetzungsmethoden und Handlungsanleitungen. Praktische Theologie
reflektiert auch genuin theologische Fragestellungen. Insbesondere
geh�rt zur Praktischen Theologie auch die kritische Begleitung und
Reflexion der kirchlichen Praxis als ganzer (nicht nur der Praxis der
Amtstr�gerinnen und Amtstr�ger).
 
Man unterscheidet folgende Teilgebiete:
 
*Homiletik:* hier geht es um das Verfassen und Halten von Predigten.
Selbstverst�ndlich werden dabei Anleihen aus der
Kommunikationspsychologie gemacht, aber auch die theologische
Begr�ndung und Bedeutung der Predigt hat hier ihren Platz.
 
*Katechetik/Religionsp�dagogik:* Religionsunterricht. Auch hier ist
selbstverst�ndlich, dass Erkenntnisse allgemeiner P�dagogik
beigezogen werden. Das Gebiet deckt auch nicht nur das Alter von
Kindern und Jugendlichen ab, auch Erwachsenenbildung ist
eingeschlossen. Auch der unterschiedliche Kontext (Schule vs. Kirche)
des Unterrichts wird thematisiert.
 
*Liturgik:* hier wird �ber das gottesdienstliche Feiern reflektiert.
Heortologie (Kirchenjahr/Festkreise) und Hymnologie (Kirchengesang)
sind auch hier anzusiedeln. Die Liturgik befindet sich am
Schnittpunkt von Praktischer Theologie (wie wird was gefeiert),
Systematischer Theologie (wie werden Glaubensinhalte zum Ausdruck
gebracht) und Historischer Theologie (wie haben sich die
Liturgieformen entwickelt).
 
*Pastoraltheologie/Poimenik: *Lehre von der Seelsorge. Die Einsicht
in psychologische Grundmuster der Seelsorgesituation
(Pastoralpsychologie) ist ebenso wichtig wie die Reflexion �ber
verschiedene Seelsorgekonzepte (begleitende Seelsorge vs.
Kriseninterventions-Seelsorge).
 
*Oikodomik/Kybernetik:* Kirchgemeindemanagement, Gemeindeaufbau,
Gemeindeleitung.
 
*Spirituelle Theologie:* Sie nimmt die unmittelbare spirituelle
Erfahrung als Ausgangspunkt ihrer Betrachtung. Manchmal wird sie auch
"Aszetik" oder "Theologie des geistlichen Lebens" genannt, und ihre
Einordnung unter die Praktische Theologie ist umstritten. Folgende
Inhalte werden in diesem Bereicht betrachtet:
Geschichte und Methodik der Spiritualit�t: Gegens�tze wie
Schultheologie und Mystik (Sprache und Erfahrung der Mystik sind
schwer theologisch einzuordnen), Amt und Charisma (charismatische
Gestalten stehen oft in Opposition zur Leitung), Kampf und
Kontemplation (Gottsuche im Alleinsein und im Dienst am Menschen) und
der meditative Weg von der Vielheit zur Einheit (mit Gott) pr�gen das
spirituelle Leben.
Themen der spirituellen Theologie: Mystische bzw. prophetische Texte
und Bewegungen, Kriterien zur "Unterscheidung der Geister" (1Jh 4),
Theologie des "Gemeinsamen Lebens", Theologie des Gebetes, Theologie
der religi�sen Symbole, Kreuzes- und Leidensmystik,
Privatoffenbarungen u.a.m.


-==3.6 �kumenische Theologie==-
 
Die �kumenische Theologie hat sich vielerorts (noch) nicht als
eigenes, vollwertiges Teilfach der Theologie etabliert. Was in der
hier vorgeschlagenen Systematik unter �kumenische Theologie f�llt,
wird an Theologischen Fakult�ten zum Teil anderen Fachbereichen
zugeschlagen.
 
*�kumenische Theologie im engeren Sinn:* Geschichte und Fortschreiten
der �kumenischen Bewegung, Probleme und Visionen kirchlicher Einheit
und Zusammenarbeit.
 
*Kirchen-, Konfessions- und Sektenkunde:* sie untersucht die
Eigenarten der verschiedenen Kirchen, Konfessionen und Sondergruppen.
Auch die Abgrenzungsprobleme, was Kirche und was Sekte ist, werden
hier behandelt.
 
Die Kirchen-, Konfessions- und Sektenkunde wird manchmal auch der
Historischen Theologieoder der Systematischen Theologie zugeordnet.
Andererseits wird an manchen Universit�ten sogar eine bestimmte
Konfessionsfamilie als eigenes Fach behandelt (z.B. Ostkirchenkunde).
 
*Missionswissenschaft:* sie reflektiert die missionarische Aktivit�t
der Kirche. Missionswissenschaft kann auch der Historischen Theologie
oder der Praktischen Theologie zugewiesen werden, je nachdem, welcher
Schwerpunkt gesetzt wird. Die hier vorgenommene Zuweisung zur
�kumenischen Theologie ergibt sich aus der weltweiten Dimension der
Mission (oikoumene=Erdkreis).


-==3.7 Hilfs- und Lehnwissenschaften==-
 
Die Theologie macht Anleihen bei zahlreichen anderen Wissenschaften.
Wenn diese hier als Hilfs- und Lehnwissenschaften erscheinen, so ist
damit nicht ihre Eigenst�ndigkeit bestritten; es geht bei dieser
Bezeichnung nur um den Status, den sie im Rahmen der Theologie
innehaben.
 
*Religionswissenschaft:* Warum Religionsgeschichte,
Religionspsychologie, Religionssoziologie etc. f�r die Theologie
relevant sind, bedarf wohl kaum einer n�heren Begr�ndung. Einen
besonders hohen Stellenwert nimmt dabei die _Judaistik_ ein, die
naturgem�ss zahlreiche Ber�hrungspunkte mit der alttestamentlichen
Wissenschaft hat.
 
*Philosophie:* vor allem (aber nicht nur) Erkenntnistheorie,
Ontologie und Ethik sind f�r die Theologie bedeutsam. In diesen
Gebieten werden �hnliche Fragen wie in der Theologie, aber aus
unterschiedlicher Perspektive gestellt. Ausserdem ist die Philosophie
ein Fach, das die Gottesfrage unabh�ngig von der Theologie
betrachtet, was von theologischer Seite nicht ignoriert werden sollte.
 
*Altphilologie:* Da die Quellen, mit denen die Theologie arbeitet,
oft Texte in alten Sprachen sind (AT hebr�isch und aram�isch, NT
griechisch, viele kirchengeschichtlichen Texte griechisch oder
lateinisch), ist die Altphilologie f�r die Theologie unentbehrlich.
 
*Geschichte:* Profangeschichte und Kirchengeschichte sind �ber weite
Strecken eng miteinander verbunden, so dass man das eine nicht
sinnvoll ohne das andere betrachten kann. dies gilt, soweit wir von
europ�ischer Geschichte sprechen, in etwa von der konstantinischen
Wende (4. Jh.) bis zur Aufkl�rung (18. Jh.).
Genauso sind nat�rlich Geschichte Israels und neutestamentliche
Zeitgeschichte ohne Profangeschichte nicht denkbar.
 
*Kunstgeschichte:* Da namentlich bildende Kunst jahrhundertelang in
erster Linie religi�se Kunst war, liefert die Kunstgeschichte
wertvolle Einblicke in die Kirchen- und Theologiegeschichte. Wo
literarische Quellen fehlen oder ungen�gende Auskunft geben - und das
tun sie oft -, sind Kirchenbauten und religi�se Bilder eine wichtige
Quelle des Kirchenhistorikers.


-==3.8 Wo bleibt die Feministische Theologie?==-
 
Feministische Theologie ist nicht eigentlich ein Teilbereich der
Theologie, sondern eine bestimmte Betrachtungsweise, ein bestimmter
Standpunkt. Und zwar ein bestimmter ideologiekritischer Standpunkt
(nicht der einzige!). Drum erscheint sie nicht in dieser
Wissenschaftssystematik, ebensowenig wie die liberale Theologie, die
dialektische Theologie, die lateinamerikanische Befreiungstheologie.
Andererseits l�sst sich die feministische Theologie auch als
integrativer Ansatz verstehen, der mehrere Teilbereiche der Theologie
umfasst.


-==3.9 Integrative Ans�tze==-
 
Als integrative Ans�tze bezeichne ich Fachgebiete, die sich in eine
Wissenschaftssystematik schwer einordnen lassen, weil sie
f�cher�bergreifend arbeiten und sich mehr auf den Fokus, unter dem
sie die Gebiete anschauen, konzentrieren. In mancherlei Hinsicht ist
die hier als eigenes Fach dargestellte �kumenische Theologie (3.6)
ein solcher integrativer Ansatz. Auch die Feministische Theologie
(3.8) kann man dazu z�hlen. Sie sei gew�hlt, um die Problematik
aufzuzeigen, welche die Einordnung integrativer Ans�tze mit sich
bringt.
 
Es taucht immer wieder die Forderung nach verst�rkter Anerkennung
feministisch-theologischer Forschungsergebnisse auf. Lehrst�hle f�r
Feministische Theologie sind ein oft vorgebrachtes
wissenschaftspolitisches Desiderat. Ebenso oft h�rt man aber auch die
Forderung, bestehende Lehrst�hle mit feministischen Theologinnen zu
besetzen. Die Problematik ist: soll Feministische Theologie als
eigener (integrativer) Teilbereich der Theologie angesehen werden,
oder sollen eher innerhalb der bestehenden theologischen
Teildisziplinen feministisch-theologische Ans�tze verfolgt werden?
 
F�r letzteres spricht die Wissenschaftssystematik: es gibt Biblische
Theologie, und darin gibt es feministisch-theologische Ans�tze; es
gibt Historische Theologie, und darin gibt es
feministisch-theologische Ans�tze; etc. Daf�r spricht auch, dass die
Forschungsergebnisse direkt im kritischen Dialog mit anderen, die
dieselbe Frage unter anderem Fokus untersuchen, hinterfragt werden
k�nnen.
 
Andererseits verliert die Feministische Theologie dadurch ihren
integrativen Charakter. Dieser ist nur gew�hrleistet, wenn sie sich
eigenst�ndig und f�cher�bergreifend bet�tigt.
 
Selbstverst�ndlich ist dies plakativ dargestellt. Es zeigt sich aber
an diesem Beispiel, welchen Problemen sich eine
wissenschaftssystematische Betrachtung gegen�bersieht.


-===4 Die Bibel in Theologie und Glauben===-

-==4.1 Christen glauben doch an die Bibel. Also m�ssen Christen auch
glauben, dass...==-
 
Christen glauben in allererster Linie an Jesus Christus. Welche Rolle
die Bibel in diesem Glauben spielt, ist verschieden und bewegt sich
zwischen den Extremen "verbalinspirierte Offenbarungsquelle" und
"menschlich-fehlerbehafteter Bericht".
 
Das Argument "In der Bibel steht... also..." greift in den meisten
F�llen zu kurz. Dies liegt daran, dass die Texte vor einem
kulturellen Hintergrund zu verstehen sind, der 2000 Jahre oder mehr
zur�ckliegt. Von den Schwierigkeiten, den hebr�ischen, aram�ischen
oder griechischen Originaltext ins Deutsche zu �bersetzen, einmal
ganz zu schweigen. Deswegen ist schon die erste H�lfte nicht so
einfach, n�mlich festzustellen, was in der Bibel wirklich steht und
was damit gemeint ist. Daraus einen Schluss f�r die Gegenwart zu
ziehen, ist ein weiterer nicht einfacher Schritt. Theologinnen und
Theologen warnen im Allgemeinen vor kurzschl�ssigen Folgerungen aus
bestimmten Bibelstellen.


-==4.2 Was hat es mit der sogenannten Kanonfrage auf sich?==-
 
Mit "Kanon" bezeichnet man in der Theologie unter anderem die Liste
der biblischen Schriften. Die Kanonfrage ist die Frage, was denn nun
zur Bibel geh�rt und was nicht.
 
Das ist keineswegs trivial. Der Kanon hat sich historisch entwickelt,
und manche Schriften waren l�ngere Zeit umstritten, so etwa die
Offenbarung des Johannes. Apokryphe Evangelien und andere Schriften
erhoben den Anspruch, ebenfalls authentisch von Gott zu reden. So
wurde es n�tig, hier eine Richtschnur vorzugeben. Marcion hat dies im
2. Jahrhundert versucht, er akzeptierte allerdings nur das Neue
Testament, und auch dort nur zehn Paulusbriefe und ein von in seinen
Augen judaisierenden Tendenzen gereinigtes Lukasevangelium. Der
christliche Kanon des Alten und Neuen Testaments ist wenigstens zum
Teil als Antwort auf Marcion zu verstehen, und damit als Bekenntnis
zu den eigenen j�dischen Wurzeln.
 
Was die Kanonfrage theologisch besonders interessant macht, ist das
Problem, dass es eine Frage ist, die man als Christ grunds�tzlich
nicht auf der Grundlage der Bibel f�llen kann. Denn es geht ja bei
der Kanonfrage �berhaupt erst darum, abzugrenzen, was denn Bibel ist
und was nicht.
 
Nat�rlich kann man sich dabei auf die Tradition berufen, und auch
jene Kirchen und Christen, die sonst auf die Tradition nicht so gut
zu sprechen sind, tun es in diesem Fall normalerweise. Das Problem
wird dadurch allerdings nicht gel�st, wir stehen nach wie vor vor
einem hermeneutischen Zirkel:
 
Die Entscheidung �ber den Kanon kann nur aus dem Glauben gef�llt
werden, aber der Glaube ist auf das Offenbarungszeugnis der Bibel und
damit auf den Kanon angewiesen. Oder anders betrachtet: die Kirche
entscheidet �ber den Kanon, aber sie findet ihre eigene Legitimierung
erst in der Bibel und ist damit auf den Kanon angewiesen.


-==4.3 Haben die biblischen Autoren einander oder von
ausserbiblischen Schriften abgeschrieben?==-
 
Ja. Allerdings muss nicht jede �bereinstimmung zwischen Schriften auf
Abschreiben zur�ckzuf�hren sein.
 
Wenn ein Autor dem anderen abgeschrieben hat, also dessen Werk beim
Verfassen des eigenen vor sich liegen hatte und Textpassagen
(weitgehend) w�rtlich daraus �bernommen hat, so spricht man von
_literarischer Abh�ngigkeit_. Literarische Abh�ngigkeit besteht auch,
wenn zwei Autoren demselben dritten, �lteren Werk abschreiben.
Wichtig ist aber, dass die �bereinstimmung w�rtlich oder zumindest
weitgehend w�rtlich ist.
 
Wenn einfach die Geschichten oder die Gedanken �hnlich sind, dann
liegt wahrscheinlich eher _traditionsgeschichtliche Abh�ngigkeit_
vor. Das bedeutet, dass zwei Autoren auf gleiche m�ndliche
�berlieferungen zur�ckgreifen. Es kann aber auch heissen - und dies
ist wahrscheinlich der h�ufigste Fall -, dass zwei Autoren auf das
gleiche kulturell gepr�gte Gedankengut zur�ckgreifen.
 
Beispiel: Matth�us und Lukas erz�hlen beide von der Anbetung des
Neugeborenen Jesuskindes, der eine durch Weise, der andere durch
Hirten, und dass die Geburt diesen durch himmlische Ereignisse
kundgetan wird (Stern von Bethlehem bzw. Engelschar). Dies hat keiner
dem anderen abgeschrieben, aber bei beiden steht die kulturell
gepr�gte Vorstellung im Hintergrund, dass die Geburt des erwarteten
Erl�sers von himmlischen Ereignissen begleitet wird und dass bereits
dem neugeborenen Messias Anbetung geb�hrt.


-==4.4 Und wer hat denn nun von wem abgeschrieben?==-
 
Dies im einzelnen auszuf�hren, ist eine Wissenschaft f�r sich und
w�rde hier zu weit f�hren. Eine neuere "Einleitung in das Alte
Testament" bzw. "Einleitung in das Neue Testament" leistet hier gute
Dienste, ebenso Kommentare zu einzelnen biblischen B�chern.
 
Einigermassen klar ist die Sachlage bei den sogenannten synoptischen
Evangelien (Matth�us, Markus, Lukas). Hier liegen zahlreiche
�bereinstimmungen vor, zum Teil bis in den Wortlaut, und auch die
Reihenfolge der Perikopen (Einzelerz�hlungen) ist oft verbl�ffend
�hnlich. Aus diesen Gr�nden ist von literarischer Abh�ngigkeit
auszugehen.
 
Man geht heute davon aus, dass Markus das �lteste der Evangelien ist,
und dass Matth�us und Lukas das Markusevangelium benutzt haben. Das
erkl�rt aber noch nicht die �bereinstimmungen zwischen Matth�us und
Lukas, wo Markus einen Text _nicht_ bietet. Man geht daher davon aus,
dass Matth�us und Lukas eine weitere Quelle benutzt haben, die leider
nicht mehr vorliegt und deahlb nur rekonstruiert werden kann. Diese
Quelle nennen die Theologen der Einfachheit halber einfach "Q". Da
sie vor allem Jesusworte (kaum Erz�hlungen) enthalten haben d�rfte,
spricht man auch von der "Logienquelle" (Logion=Jesuswort).
 
Da Matth�us und Lukas jeder die zwei gleichen Quellen benutzt hat,
spricht man bei dieser Erkl�rung von der _Zweiquellentheorie_.


-==4.5 Was sagen verantwortungsvolle Christen heute zu Kreuzz�gen,
Inquisition, Hexenverfolgungen etc.?==-
 
Die Kirche hat sich in den vergangenen 2000 Jahren tats�chlich vieles
getan, was keineswegs mit dem von ihr immer so propagierten Gebot der
N�chstenliebe vereinbar ist. Nicht nur Kritiker des Christentums und
der Kirche sehen das so, sondern auch Menschen, die sich ausdr�cklich
zum christlichen Glauben und zur Kirche bekennen. Sie distanzieren
sich von diesem Fehlverhalten der Kirche in der Vergangenheit und
setzen sich daf�r ein, dass jetzt und in Zukunft nichts
Vergleichbares mehr "im Namen Gottes" geschieht.


-==4.6 Aber da gibt es doch auch heute noch Regionen, wo sich die
Menschen im Namen Gottes bek�mpfen, und Christen sind ebenfalls
beteiligt: Bosnien, Nordirland, Zypern...==-
 
Leider stimmt das. Leider erliegen in Konfliktsituationen viele
Christen, auch solche in kirchenleitender Funktion, der Versuchung,
mehr f�r den eigenen Vorteil als f�r den Friedenswillen Gottes Partei
zu ergreifen. Und leider lassen sich Kirchen auch allzu oft von
politischen Kr�ften missbrauchen, weil sie sich davon einen Vorteil
erhoffen, oder weil sie zu schwach sind, sich dagegen zu wehren.


-==4.7 Warum beten die Katholiken eigentlich Maria an, wo es doch
gem�ss der Bibel nur einen Gott gibt und ihm allein Anbetung
geb�hrt?==-
 
Keine christliche Kirche betet Maria an, auch nicht die
r�misch-katholische oder die orthodoxen Kirchen, obwohl in diesen
Kirchen die Marienverehrung eine wichtige Rolle spielt. Maria wird
verehrt, das heisst, sie wird mit derselben Ehrerbietung behandelt,
wie sie ihr auch der Erzengel entgegenbringt (vgl. Lukas 1,26-38).
Sie bekommt diese Verehrung nicht aufgrund ihrer eigenen Verdienste,
sondern aufgrund der Gnade, dass sie die Mutter des Sohnes Gottes
geworden ist (christologische Wurzel der Mariologie).
 
Deutlich wird der Unterschied zum Beispiel in der Litanei. Bei den
Anrufungen der Mutter Gottes, der Engel und der Heiligen antwortet
die Gemeinde jeweils mit "bitte(t) f�r uns". Bei den Anrufungen an
Gott antwortet die Gemeinde mit "bewahre uns, o Herr und Gott", "wir
bitten dich, erh�re uns" oder �hnlichen Formeln. In einer Anrufung an
Heilige w�rde nie eine Bitte um Erh�rung stehen, weil es allein in
Gottes Hand ist, Bitten zu erh�ren. Anrufungen an Heilige enthalten
die Bitte um F�rbitte, wie ich auch einen Freund bitten kann, mich in
seine Gebete einzuschliessen.
 
Allerdings ist zuzugeben, dass die Unterscheidung zwischen Anbetung
(Gottes) und Verehrung (Marias, der Heiligen, der Engel) in manchen
theologischen Entw�rfen und Dokumenten stark verwischt wird. Dasselbe
ist in der Fr�mmigkeitspraxis vieler Menschen zu beobachten. Wenn
auch kein christ ernsthaft behaupten d�rfte, Maria geb�hre die
gleiche Anbetung wie Gott, so r�ckt die Marienverehrung doch
bisweilen nahe, allzu nahe an die Anbetung, wie sie nur Gott geb�hrt.


-===5 Literatursuche===-

-==5.1 Kann mir jemand in der Newsgroup bei der Suche nach
theologischer Literatur helfen?==-
 
Poste eine Anfrage. Wunder darfst Du keine erwarten, aber auf den
einen oder anderen n�tzlichen Tip kannst Du schon hoffen.
 
Den Zugang zu einer theologischen Bibliothek ist aber unbedingt
n�tig. Erstens sind manche theologischen Werke nicht mehr ohne
weiteres erh�ltlich, und zweitens ist theologische Fachliteratur
teuer. Neben den theologischen Fakult�ten haben h�ufig
Landeskirchen�mter (Konsistorien) und Kirchenkreise solche
Bibliotheken. Diese k�nnen h�ufig �ber Fernleihe auch ausgefallene
Werke beschaffen.
 
Ausserdem haben Bibliothekarinnen und Bibliothekare grosse Erfahrung
im Suchen von Literatur. Stelle Dich gut mit ihnen, ein hilfsbereiter
Bibliothekar ist Gold wert.


-==5.2 Was muss ich beachten, um eine brauchbare Antwort zu
bekommen?==-
 
Erstens: Teile mit, wozu Du die Literatur ben�tigst. Wenn Du einfach
mal so Dich in das Thema Poesie in der Bibel einlesen m�chtest, hilft
Dir das sechsb�ndige Standardwerk ebensowenig wie eine
Spezialuntersuchung �ber das Metrum in Psalm 22. Und wenn Du eine
Dissertation zum Thema "Verantwortung und Kompetenz des Bischofs
gegen�ber den Presbytern und Diakonen in den Pastoralbriefen, bei
Ignatius von Antiochien und Clemens von Rom. Ein Vergleich"
schreibst, dann m�chtest Du sicher keine Empfehlung, den Artikel
"Bischofsamt" in der Theologischen Realenzyklop�die zu lesen.
 
Zweitens: Schreibe, wo und wie du schon Literatur gesucht hast und
was Du dabei gefunden hast. Es ist f�r alle nur verlorene Zeit, wenn
jemand auf Deine Anfrage Literatur sucht und findet, die Du schon
hast. Wenn Deine Anfrage im Usenet der erste Versuch ist, an
Literaturangaben zu kommen, beachte bitte den n�chsten Punkt.


-==5.3 Was sind denn die �blichen Hilfsmittel?==-
 
Am Anfang ist es immer gut, sich einen �berblick �ber das Thema zu
verschaffen. Dazu leisten theologische Lexika gute Dienste. Die
Theologische Realenzyklop�die (TRE), erschienen bei de Gruyter,
umfasst bisher 24 B�nde und wird laufend weitergef�hrt. Auch die
Lexika "Religion in Geschichte und Gegenwart" (RGG; pass auf, dass Du
die dritte oder gar einen der schon erschienenen B�nde der vierten
Auflage erwischst), "Lexikon f�r Theologie und Kirche"
(LThK, vor allem f�r Informationen aus r�misch-katholischer Sicht)
und "Reallexikon f�r Antike und Christentum" (RAC) sind immer wieder
hilfreich. Ein guter Lexikonartikel ist �brigens auch geeignet, um
Pr�fungsstoff zu repetieren (pers�nlich erfolgreich getestet).
 
Ein vielversprechender Einstiegspunkt sind auch Kompendien. In den
meisten theologischen Teildisziplinen gibt es Werke wie "Handbuch
der..." oder "Kompendium der..." (das meistgehasste ist das
Kompendium der Kirchengeschichte von Karl Heussi), meist mit guten
Registern und weiterf�hrenden Literaturhinweisen.
 
Vorwiegend f�r Expertinnen und Experten sind Fachbibliographien zu
einzelnen theologischen Gebieten oder Fragen gedacht. Mit den
genannten Hilfsmitteln solltest Du auf solche Fachbibliographien
stossen, wenn es sie in einem bestimmten Gebiet gibt. Meist brauchst
Du solche Spezialbibliographien auch erst, wenn Du eine gr�ssere
wissenschaftliche Arbeit schreibst, und dann wirst Du sowieso nicht
darum herumkommen, intensiv nach Literatur zu suchen (siehe dazu auch
5.5). �hnliches gilt f�r Zeitschrifteninhaltsdienste. Hier gilt noch
mehr als anderswo: frage Deinen Lieblingsbibliothekar um Rat, er kann
Dir am ehesten weiterhelfen.
 
Dies alles gilt in erster Linie, wenn Du Literatur zu einem
theologischen Thema, einer Person oder einer Periode der
Kirchengeschichte suchst. Wenn Du Literatur zu Bibelstellen suchst,
ist der Einstieg �ber Kommentare sinnvoller.


-==5.4 Wie finde ich Literatur zu bestimmten Bibelstellen?==-
 
Wenn Du Literatur zu einer bestimmten Bibelstelle suchst, schau mal
in einen Kommentar. Empfehlenswert sind vor allem neuere
Kommentarreihen, zum Beispiel der Evangelisch-Katholische Kommentar
(EKK) und Herders Theologischer Kommentar (HThK) f�r das Neue
Testament, der Biblische Kommentar (BK) f�r das Alte Testament. Auch
die Reihen Altes Testament Deutsch und Neues Testament Deutsch (ATD
und NTD) sind empfehlenswert, da sie immer wieder neu �berarbeitet
werden. Das ist nur eine Auswahl, es gibt zahlreiche weitere
Kommentarreihen und Einzelkommentare.
 
In diesen Kommentaren findest Du normalerweise mehr als genug
Informationen, und wenn Dir das nicht reicht, ausf�hrliche
Literaturangaben. Gerade die neueren Kommentatoren sind so gr�ndlich
(oder verr�ckt), m�glichst alle aktuelle Literatur zum Thema zu
verzeichnen.
 
Wenn Du eine wissenschaftliche Arbeit schreibst, f�hrt kaum ein Weg
an der Zeitschrift f�r Alttestamentliche Wissenschaft (ZAW) oder der
Zeitschrift f�r Neutestamentliche Wissenschaft (ZNW) vorbei. Beide
haben gute Register. Und beide ver�ffentlichen Rezensionen zu allem,
was ihnen unter die Finger kommt. Arbeite Dich vom neuesten Jahrgang
r�ckw�rts durch, mindestens bis zum Erscheinungsjahr des j�ngsten
Kommentars.


-==5.5 Wie stelle ich sicher, alle Literatur zu einem bestimmten
Thema zu finden?==-
 
Grunds�tzlich: vergiss es. ;-) Es wird zu viel und zu schnell
publiziert, als dass Du Schritt halten k�nntest. Wenn Du Deine
Literaturrecherche abgeschlossen hast, wird es Neuerscheinungen
geben, w�hrend Du noch die alten B�cher liest.
 
Trotzdem gibt es nat�rlich ein paar Strategien und Tricks, mit
vertretbarem Aufwand m�glichst wenig zu verpassen. Wenn Du ein
vollst�ndiges Literaturverzeichnis anstrebst, bist Du meistens schon
ein fortgeschrittener Theologe, der vor einer mittelgrossen bis
grossen wissenschaftlichen Arbeit steht. Ich setze einmal voraus,
dass Du die oben genannten Tips (5.3 und 5.4) beherzigt hast.
 
Erstens: suche die neueste Publikation zum Thema, und arbeite Dich
dann durch die Literaturverzeichnisse r�ckw�rts. Zweitens: achte
besonders auf Fussnoten, dort finden sich manchmal Hinweise auf
Literatur, die im Literaturverzeichnis nicht aufgef�hrt ist.
Drittens: lege eine eigene �bersichtliche Literaturliste an (wozu hat
man schliesslich einen Computer?). Viertens: wenn Du einen Autor
gefunden hast, der zu Deinem Thema schreibt, suche in Katalogen und
Zeitschriften nach weiteren (j�ngeren) Titeln dieses Autors. Oft
bleiben Theologen l�nger an einem Thema. F�nftens: suche systematisch
das Umfeld ab, wenn Du eine besonders passende Monographie gefunden
hast. Das meine ich ganz banal: schau in der Bibliothek alle B�cher
durch, die im selben Regal stehen.
 
Und schliesslich: Frechheit siegt. F�r meine Abschlussarbeit �ber das
Kirchenverst�ndnis der Pastoralbriefe habe ich in der Reihe Herders
Theologischer Kommentar nur die beiden B�nde zu den beiden
Timotheusbriefen gefunden. Im Vorwort stand, der dritte Band zum
Titusbrief w�rde auch einen �bergreifenden Exkurs zum Thema Gemeinde
und Amt enthalten - genau das, was ich suchte. Leider war dieser Band
noch nicht erschienen. Ich habe dem Autor (Lorenz Oberlinner)
geschrieben, und er hat mir Kopien der Druckfahnen dieses Exkurses
zugeschickt.


-==5.6 Gibt es auch Suchmittel oder besonders interessante
Einstiegspunkte im Internet?==-
 
Die gibt es, und das Internet entwickelt sich so schnell, dass es
schwierig ist, die �bersicht zu behalten. Es soll hier deshalb keine
meterlange Liste von WWW-Links aufgelistet werden, zumal ja Usenet
und WWW zwei verschiedene Dinge sind. In de.sci.theologie wurde
diskutiert, ob man eine umfangreichere Liste von URLs getrennt von
der FAQ aufbauen und aktuell halten k�nnte, leider hat sich bisher
niemand gefunden, der dies gerne tun w�rde.
 
In der Newsgruppe de.rec.buecherist Oliver Gassner gerade dabei, eine
neue FAQ zum Thema "Wie finde ich Informationen zu Autoren und
Buechern?" aufzubauen. Dort findest Du n�here Informationen, wenn Dir
dieses grossz�gige halbe Dutzend Links, die ich an dieser Stelle
anf�hre, nicht reichen:
 	 		 		 		
  + Virtuelle Lib in Karlsruhe mit einer Suchmaschine f�r einige
wissenschaftliche Bibliotheken, etliche deutsche Bibliothekenverb�nde
und ein paar Nationalbibliotheken. Gleichzeitig Suche in
Buchhandelskatalogen (VLB u.a.):
http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html
		 	 	 		 		 		
  + GABRIEL, Sammlung von Telnet- und WWW-OPACS (Online Public Access
Catalogue) etlicher Nationalbibliotheken:
http://renki.helsinki.fi/gabriel/en/opacs.html	
	 	 	 		 		 		
  + Die Leitseite des Hochschulbibliothekszentrums (HBZ). Hier ist
die St�rke das geographische Ordnungsprinzip, ich finde schnell eine
Bibliothek in der N�he: http://sokrates.hbz-nrw.de/hbz/germlst.html		
	 	 		 		 		
  + Deutsches Bibliotheksinstitut (DBI): Wichtig am DBI ist der
Katalog der Bibliotheksadressen. Das geht noch viel weiter als oben
genanntes HBZ-Angebot. Da ist dann wirklich fast jede
Kr�melbibliothek in Deutschland genannt. Da kommen dann frappierende
Sachen raus, etwa Firmen und Beh�rdenbibliotheken und vielleicht auch
etwas direkt vor der Haust�r:
http://www.dbi-berlin.de/dbi_dbf/dbi_dbf.htm	
	 	 	 		 		 		
  + Oft geht es auch darum, ein vergriffenes Buch aufzutreiben. Bei
der folgenden Adresse kann man �ber eine Search Engine ca. 30
Antiquariate mit ihren Online-Katalogen abgegrast werden - sicher die
Nr. 1 f�r Deutschsprachiges: http://www.zvab.com
		 	 	 		 		 		
  + Die bibliomaniac List von Markus Kolbeck ist eine Linksammlung
zur Literatur, in der man Links zu allem und jedem findet, was mit
B�chern und sonstiger Literatur zu tun hat:
http://www.lipsia.de/~markus/bl/		
 	 	 		 		 		
  + F�r Recherchen nicht speziell nach B�chern, sondern nach
theologischen Themen im Internet sei hier das ChristWeb empfohlen. Es
handelt sich dabei um eine Suchmaschine mit zus�tzlicher
Spartenanzeige und wird unterhalten von evangelischen und
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-===6. Theology in a nutshell oder: theologische Grundbegriffe, kurz
erkl�rt===-
 
In diesem Abschnitt gilt mehr noch als in den anderen das unter 0.3
Gesagte: meine pers�nliche Meinung spielt in die Antworten hinein.
Ich habe mich hier vor allem bem�ht, eine Gegenposition zu
"landl�ufigem" Verst�ndnis zu vertreten, da dieses f�r viele
Missverst�ndnisse verantwortlich ist.


-==6.1 Gott==-
 
Idealtypisch lassen sich drei Gottesvorstellungen unterscheiden:
 
Gott kann betrachtet werden als ein als Prinzip der Welterkl�rung.
Alles, was in der Welt nicht erkl�rt werden kann, wird durch Gott
erkl�rt, insbesondere auch die Entstehung der Welt und die Existenz
der Naturgesetze. Dies ist die Vorstellung eines weitgehend
unpersonalen Gottes.
 
Gott kann aber auch betrachtet werden als absoluter Machttr�ger. Dies
ist eine personale Gottesvorstellung, die das herrschende und
richtende Element in Gott betont.
 
Gott kann drittens betrachtet werden als Sinnstifter. Glaube an Gott
ist dann das Grundvertrauen, dass die Welt nicht eine sinnlose
Abfolge von Ereignissen ist, sondern einen Sinn, einen Wert, eine
Qualit�t hat.
 
Das dritte der genannten Gottesbilder entspricht am ehesten den
biblischen Aussagen vom erl�senden, befreienden und liebenden Gott.
Auch die Sch�pfung, oft missverstanden Gedanke der Welterkl�rung, ist
theologisch unter dem Vorzeichen von Gott als dem Sinnstifter zu
verstehen: durch sein Schaffen legt Gott Sinn in die Sch�pfung (vgl.
den Refrain "und Gott sah, dass es gut war" in Gen 1). Und auch das
Pr�dikat der Allmacht, das dem zweiten Gottesbild entspricht, ist
theologisch eine Aussage des Vertrauens in Gott den Sinnstifter: wenn
auch die Welt manchmal sinnlos erschient, so vertraut der Glaubende
doch darauf, dass sie letztlich in Gottes Hand liegt, er ihr Sinn
gibt und _dadurch_ Macht �ber sie hat.


-==6.2 Theologie==-
 
Theologie heisst von der griechischen Grundbedeutung her "vern�nftige
Rede von Gott". Dabei ist es eine der Grundmaximen der Theologie,
dass jede Rede von Gott nur eine Ann�herung sein kann. Der
Grundvorbehalt der apophatischen (oder: negativen) Theologie ist
immer mitzudenken, dass n�mlich menschliches Reden von Gott nie ganz
angemessen sein kann, dass wir Gott nie ganz in die Theologie
"einfangen" k�nnen.
 
Theologische Aussagen sind immer nur im Hinblick auf einen bestimmten
Aspekt, eine bestimmte Fragestellung, eine bestimmte
Gespr�chssituation zu verstehen. Unter einem anderen Aspekt, im
Hinblick auf eine andere Fragestellung oder Gespr�chssituation kann
eine anderslautende Aussage �ber Gott geboten sein. Aus diesem Grund
wirken Aussagen �ber Gott oft paradox, wenn zwei Aussagen, die unter
unterschiedlichen Aspekten und Fragestellungen zu verstehen sind,
einfach hintereinandergestellt werden (z.B. die Aussage von der
Dreieinigkeit Gottes).
 

-==6.3 Glaube==-
 
Das griechische Wort, das im Neuen Testament normalerweise mit
"Glauben" �bersetzt wird, ist "pistis" und heisst genaugenommen
"Vertrauen". Theologisch gesprochen ist Glaube nicht das
F�r-Wahr-Halten von S�tzen, sondern das Vertrauen in Gott. Gott
selbst, und nicht ein bestimmtes formuliertes Glaubensbekenntnis, ist
das prim�re Objekt des Glaubens. Damit ist mitgedacht, dass Glaube im
theologischen Sinn eine existentielle Betroffenheit beinhaltet.
Distanzierter Glaube ist unm�glich, Glaube nimmt Stellung. Insofern
verliert der Glaube, auch wenn es nicht um ein F�r-Wahr-Halten von
S�tzen geht, nichts von seinem Entscheidungscharakter.
 
Die Tradition bringt einiges davon in der Unterscheidung zwischen
fides qua creditur und fides quae creditur zum Ausdruck. Die fides
qua creditur ("der Glaube, mit dem geglaubt wird") ist der
Glaubensakt, das existentielle Vertrauen, das der Glaubende Gott
entgegenbringt, der Glaube *an* Gott. Die fides quae creditur (der
Glaube, der geglaubt wird") ist der Glaubensinhalt, die
Glaubenss�tze, der Glaube, *dass* sich etwas so und so verh�lt. Die
fides quae ist gegen�ber der fides qua sekund�r.


-==6.4 Kirche==-
 
Um den Begriff "Kirche" gibt es in Diskussionen oft grosse
Verwirrung. Er kann (mindestens) in folgenden Bedeutungen verwendet
werden:
 	 		 		 		
  + Kirche als theologische Gr�sse;

  + Kirche (allgemein) als Institution;

  + Kirche als Institution in ihrer konkreten konfessionellen
Gestalt. 		 	 

Theologisch gesprochen ist die Kirche die Gemeinschaft derjenigen,
die in Gemeinschaft mit Jesus Christus und dadurch untereinander
stehen. Die Kirche ist damit gottmenschliche Gemeinschaft. Dies kommt
auch in den grossen biblischen Bildern f�r die Kirche zum Ausdruck
(Volk Gottes, Leib Christi, Tempel des Heiligen Geistes, Braut
Christi, Hauswesen Gottes). Damit hat die Kirche prim�r nicht eine
institutionelle, sondern eine theologische Dimension.
 
Die Institutionalisierung der Kirche ist eine Folge davon, dass die
von den ersten Christen noch zu Lebzeiten die Wiederkunft Jesu
Christi als Herrscher in Herrlichkeit erwarteten (fachsprachlich
heisst das ganze Parusieverz�gerung. Parusie meint die Wiederkunft
Christi; wenn diese f�r die unmittelbare Zukunft erwartet ist,
spricht man von Naherwartung).
 
Dass es �berhaupt zu einer Institutionalisierung kam, ist
wahrscheinlich eine _notwendige_ Folge der Parusieverz�gerung. Ohne
Institutionalisierung w�re es kaum zu einer l�ngeren �berlieferung
des Glaubens und der Schriften gekommen. Damit ist aber noch nichts
dar�ber gesagt, _wie_ diese Institutionalisierung aussehen k�nnte
oder sollte. Es sind mehrere Tendenzen m�glich und auch tats�chlich
wirksam. Einerseits die Tendenz, auf Kontinuit�t und die umfassende
Gemeinschaft der Christen auch �ber die Zeiten hinweg Wert zu legen
(horizontale Dimension). Dies f�hrt naturgem�ss zu einer st�rkeren
und verbindlichen Institutionalisierung. Andererseits gibt es auch
die Tendenz, die unmittelbare Gottesbeziehung des einzelnen Christen
zu betonen (vertikale Dimension). Die Institutionalisierung ist dann
weniger ausgepr�gt, wenn auch nicht ganz abwesend. Oft sind hier auch
die institutionellen Z�ge, obwohl vorhanden, schwieriger zu entdecken.
 
In jedem Fall scheint es mir fragw�rdig, die Kirche auf ihre
institutionelle Form engzuf�hren. Wenn man die Kirche mit Paulus
theologisch als Leib Christi versteht, ist eine Antithese "Christus
ja - Kirche nein" h�chst fragw�rdig. Die Institution Kirche muss sich
aber immer an ihrem theologischen Anspruch messen lassen. Das
impliziert, dass die konkrete institutionelle Auspr�gung der Kirche
in Frage gestellt werden darf. Wenn diese Infragestellung durch die
Institution tabuisiert wird, so verbietet die Institution, an ihrem
eigenen Anspruch, Kirche = Leib Christi zu sein, gemessen zu werden.


-==6.5 Rechtfertigung==-
 
Eine Rechtfertigungslehre beantwortet die Frage, unter welchen
Bedingungen der Mensch, der doch S�nder ist, Erl�sung erlangen kann.
 
Luther, der diese Frage ins Zentrum seines Theologisierens r�ckt,
sagte: der Mensch kann �berhaupt nichts zu dieser Erl�sung (oder eben
"Rechtfertigung") beitragen. Sie wird ihm von Gott geschenkt, ohne
dass Gott ihm dies schuldig w�re (sola gratia, allein durch die
Gnade), und der Mensch kann Gott nicht dadurch wohlgesinnt stimmen,
dass er gute Werke tut, sondern nur das Gnadengeschenk Gottes im
Glauben (sola fide) annehmen. Luther beruft sich dabei auf die Bibel,
insbesondere auf die paulinischen Briefe, und l�sst im Prinzip keine
anderen Argumente gelten (sola scriptura), wenn er auch durchaus in
einer kirchlich-theologischen (n�mlich der augustinischen) Tradition
steht. Weiter legt Luther wert darauf, dass die Rechtfertigung, die
Gott uns geschenkweise zuteil werden l��t, allein durch Christus
(solus Christus) geworden ist. Auch nachdem der Mensch gerechtfertigt
wurde, bleibt er S�nder (simul justus et peccator). Er ist beides zu
100%, nicht halbe/halbe oder so. 

Luther k�mpfte gegen etwas, das er "Werkgerechtigkeit" nannte, eben
die Auffassung, man k�nne sich die Erl�sung durch gute Werke
verdienen. "Werkgerechtigkeit" ist f�r Luther ein Schimpfwort. Ich
pers�nlich w�rde bei dem, was Luther meiner Meinung nach zu recht
bek�mpfte, eher von "Leistungsgerechtigkeit" sprechen: Rechtfertigung
aufgrund einer Leistung des Menschen. 

Der Streit, den Luther und seine Zeitgenossen selbst f�hrten, gilt
als �berholt, weil sich die Theologen verschiedenster konfessioneller
Herkunft heute weitgehend einig sind, dass eine
Leistungsgerechtigkeit abzulehnen sei. Die Frage nach der Rolle des
menschlichen Handelns im Erl�sungsgeschehen ist aber weiterhin
kontrovers.
 
Man k�nnte sagen, dass die Rechtfertigungslehre heute (wieder) in den
weiteren Kontext der Frage der Erl�sung, des menschlichen und des
g�ttlichen Handelns etc. hineingestellt wird. Leider existiert aber
das Missverst�ndnis, die Rechtfertigungslehre als
_isolierte_Fragestellung zu betrachten, weiterhin.
 
Dieser Abschnitt 6 kann je nach Bedarf in der Gruppe, Enthusiasmus
und Freizeit des FAQ-Schreibers erweitert werden. Ich denke zum
Beispiel an Begriffe wie Dogma; Offenbarung; S�nde; Sohn Gottes,
Messias, Herr; Auferstehung. Weitere Vorschl�ge sind willkommen und
werden _unverbindlich_ entgegengenommen.


-===7 Schlussbemerkungen===-

-==7.1 Credits==-
 
Folgende Leute haben mit guten Vorschl�gen oder kritischen Anfragen
zu dieser FAQ beigetragen. Sie k�nnen allerdings nicht f�r den Text
verantwortlich gemacht werden, manche (nicht alle) von ihnen sind in
wesentlichen Punkten dezidiert anderer Meinung als ich und der
FAQ-Text.
 
Achim Stump <Stump@WriteMe.com>
Andreas Zerbst <zerbst@rz.uni-leipzig.de>
Christoph Pulster <cpulster@ix.urz.uni-heidelberg.de>
Felix Pfefferkorn <fpf@wal.sub.org>
Frank Bechhaus <fbe@gmx.de>
Fritjof Ziegler <fziegler@ix.urz.uni-heidelberg.de>
Gebhard K�hschweiger <gkuehschweiger@carinthia.com>
Gerald Huber <Gerald.Huber@geographie.uni-regensburg.de>
Harald Ruppenthal <Harald.Ruppenthal@math.uni-giessen.de>
Markus Kolbeck <markus@sem.lipsia.de>
Norbert Rump <nrump@ifi.unizh.ch>
Oliver Gassner <fraktal@poboxes.de>
Oliver Schlick <oschlick@mus.ch>
Otto D�nneweg <Doenneweg@t-online.de>
Ralf Leistner <R.Leistner@t-online.de>
Robert Wachinger <robert@UmKalsum.camelot.de>
Volker Bachschneider <V.Bachschneider@t-online.de>


-==7.2 Wo ist diese FAQ �berall zu finden?==-
 	 		 		 		
  + Die aktuellste Version findet man jeweils im WWW unter
http://www.christkath.ch/usenet/dst-faq.htm.

  + Die urspr�ngliche Heimat dieser FAQ ist die Newsgruppe
de.sci.theologie. Sie wird dort einmal monatlich gepostet.

  + Ausser in ihrer Heimatgruppe ist die FAQ noch in den Gruppen
de.answers und news.answers zu finden.

  + Per anonymous FTP findet man die FAQ unter
rtfm.mit.edu/pub/faqs/de-sci-theologie/faq.

  + Version 1.2 der FAQ ist auf einer CD-ROM erschienen (vgl.
http://www.animabit.de/quarterly/nr3.htm).

		 	 
Anregungen, Kritik und fixfertig formulierte Beitr�ge f�r die leeren
Untertitel ;-) bitte an dst-faq@christkath.ch.
 
Adrian Suter 
 

_http://www.christkath.ch/usenet/dst-faq.htm_
_� 1997-1999 Adrian Suter
_Version 1.3.1 � aktualisiert am 18. M�rz 1999_
 

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Last Update March 27 2014 @ 02:11 PM